Die angekündigte Fusion des italienisch-amerikanischen Automobilherstellers Fiat-Chrysler und des französischen PSA Automobilkonzerns sorgte dieses Jahr für viel Furore. Von einer Bündelung der Kräfte ist die Rede, doch gibt es auch kritische Stimmen, die dem neu formierten Unternehmen eine Menge Herausforderungen attestieren. Die Fusion ist der geglückte zweite Versuch des Fiat Verwaltungsratsvorsitzenden John Elkann, der Zusammenschluss mit Wunschkandidat Nummer eins, Renault-Nissan, scheiterte noch. Doch dieses Mal war ihm das Glück hold, selbst die französische Regierung reagierte positiv auf diesen Mega-Deal.
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Die Nummer vier in der Welt
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Der Zusammenschluss lässt den viertgrößten Automobilkonzern der Welt entstehen, hinter Volkswagen, Toyota und Renault-Nissan. Das Ziel sei es, trotz Beibehaltung aller Fabriken, jährlich über drei Milliarden Euro einsparen zu können. Damit dies gelingt, soll Carlos Tavares das Ruder übernehmen. Er bewies in der Vergangenheit bereits viel Geschick bei Fusionen und Konsolidierungen. Die Gewerkschaften reagieren bisher sehr zurückhaltend und wollen abwarten, wie die konkreten Pläne zur neuen Unternehmensstruktur aussehen werden.
Fusionen sind nichts Ungewöhnliches
Denn nicht nur in der Automobilindustrie wird mit Zusammenschlüssen Geld gespart und neue Marktführer werden geschaffen, in der Modeindustrie ist dies seit Jahren gängige Praxis. Im Luxussegment ist die PPR-Group, die mit Gucci oder Saint Laurent, aber auch mit Puma und Volcom ein gigantisches Imperium geschaffen hat. Nike kaufte sich die Marken Converse und Hurley, während Konkurrent Adidas mit dem Zukauf von Reebok auf amerikanisches Terrain vordringen konnte. Dem Produkt – dazu gehören die klassischen adidas Schuhe – schadet es mit Sicherheit nicht.
Die Automobilindustrie hat eine spannende Zukunft vor sich
In der Welt der Mode wird es mit Sicherheit auch im Zuge des erhöhten Umweltbewusstseins zu neuen Produkten und Produktionsprozessen kommen, doch dies ist nichts im Vergleich zu den Herausforderungen, denen sich die Automobilhersteller stellen müssen.
Weder Fiat noch PSA konnten bisher glaubwürdige Konzepte zur Mobilität von Morgen vorlegen. Im Gegenteil: Fiat hat sich in Sachen Entwicklungsarbeit während der letzten Jahre immer mehr zurückgelehnt. Die Technologie der aktuellen Modelle hinkt denen der Konkurrenten bereits jetzt schon weit hinterher. Beim Thema alternative Antriebe ist bei Fiat nichts Konkurrenzfähiges in Sicht. Dies gilt auch als der größte Kritikpunkt an der Fusion. Fiat konnte sich schon einmal retten, indem man den amerikanischen Riesen Chrysler mit seinen wertvollen Marken wie Jeep kaufte. Ohne den Zukauf gäbe es Fiat vermutlich nicht mehr.
PSA hat zu den Zukunftsthemen auch noch nicht viel zu bieten, und während die Mitbewerber sich voll auf die Entwicklung fokussieren können, geht es bei Fiat-PSA zunächst um den Aufbau einer neuen Struktur. Dies kostet Zeit und führt unter Umständen zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften, was wiederum in Streiks endet und den Konzern von wichtiger Zukunftsarbeit abhält. Der Rückstand ist jetzt schon groß und es wird am Geschick von Carlos Tavares liegen, ob die Lücke geschlossen werden kann. Für Fiat gibt es ohnehin nicht viel zu verlieren. Das größte Risiko trägt PSA. Die nächsten Jahre werden Schicksalsjahre für die vielen Beschäftigten des Konzerns.